Artikel von
Michael Kaindl

Therapeutisches Schreiben

Ein Stück Papier und ein Kugelschreiber können Wunder wirken, Schmerzen heilen, Träume in Erfüllung gehen lassen und verlorene Hoffnungen wiederbringen (Paulo Coelho)


Schreiben ist ein schöpferischer Akt, bei dem die Verfasser ihre Gedanken zu Papier bringen und daraus einen Text entstehen lassen.

Schreiben ist aber auch ein sehr intimer Prozess, eine Reise zu sich selbst, die einem helfen kann, Gefühle zum Ausdruck zu bringen, zu ordnen, sich etwas von der Seele zu schreiben oder ganz allgemein mehr über sich selbst zu erfahren.

In diesem Artikel lernen Sie, was therapeutisches Schreiben bedeutet und wie Sie diese Methode in Lebenskrisen zur Selbstheilung einsetzen können.

Nicht umsonst ist die Schreibtherapie in der psychotherapeutischen Praxis eine anerkannte und erfolgreiche Form der Behandlung.

Was ist therapeutisches Schreiben

Therapeutisches Schreiben ist eine Therapiemethode, bei der die Patientin / der Patient Ängste, Zweifel, Sorgen, belastende oder gar traumatische Erlebnisse etc. niederschreibt und sich damit Schritt für Schritt und Wort für Wort von ihnen befreit.

Auch wenn die Therapie üblicherweise unter der Anleitung erfahrener Psycho-Therapeut/innen durchgeführt wird, stellt das Schreiben auch eine effektive Methode zur Selbsthilfe dar.

Bereits im letzten Jahrhundert haben bekannte Psychologen und Psycho-Therapeut/innen wie Freud, Jung und Adler mit dieser Methode gearbeitet und sie dabei erforscht und verfeinert.

Einige TherapeutInnen haben sich heute auf die Schreibtherapie spezialisiert und verwenden das therapeutische Schreiben als Haupt-Methode in ihrer täglichen Behandlungspraxis.

Es gibt verschiedene Formen von therapeutischem Schreiben, wie das sogenannte Free-Writing, bei dem man ohne lange nachzudenken alles niederschreibt, was einem spontan durch den Kopf geht, autobiografisches Schreiben, Tagebuch-schreiben, meditatives Schreiben, Poesietherapie u.a.

Bei der Wahl einer konkreten Technik ist es wichtig, dass sie zur jeweiligen Patientin / zum jeweiligen Patienten und ihrer / seiner Persönlichkeit passt.

Die heilende Wirkung der Schreibtherapie

Die Wirksamkeit des therapeutischen Schreibens wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen (siehe Quellen am Ende des Artikels).

Mit sich allein zu sein, sich Belastendes von der Seele zu schreiben, tiefste Gefühle auf Papier zu bringen und Belastendes aufzuarbeiten, kann einen kathartischen Effekt haben.

Mögliche Nutzen des therapeutischen Schreibens sind dabei:

Das Besiegen von Ängsten
Amerikanische Psychologen berichten, dass kreatives Schreiben verschiedene Versagensängste zügeln kann: welt.de/wissenschaft

Laut der Heilpraktikerin Petra Sauer hilft „Das Aufschreiben der eigenen Ängste und Gefühle … sich selbst zu entdecken und zu analysieren.“

Die Verarbeitung von negativen Gefühlen und schmerzhaften Erinnerungen
Jeder Mensch hat unterdrückte Gefühle oder belastende Erinnerungen und Schreiben ist ein gutes Werkzeug, diese auszudrücken und so aufzuarbeiten.

Kreatives Schreiben hilft dabei, Unterbewusstes ans Licht zu bringen und loszulassen. Oder wie der Dokumentarfilmer und Autor Clemens Kuby sagt: „Beim Seelenschreiben wird die Wirklichkeit umgeschrieben.“

Die Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten
Das therapeutische Schreiben hilft PatientInnen, eine Situation oder sich selbst mit Abstand zu betrachten und somit die Umstände objektiver wahrzunehmen.

Das ermöglicht (neue) Lösungsansätze für Situationen zu finden, die vorher ausweglos erschienen.

Selbsterfahrung und Selbstentwicklung
Kreatives Schreiben kann nicht nur ein Heilmittel, sondern auch ein ausgezeichnetes Mittel zu Selbsterkenntnis und Selbstentwicklung sein.

Denn beim therapeutischen Schreiben wird nicht nur bereits Vorhandenes wiedergegeben, sondern die Schreibenden stellen neue Zusammenhänge und Sichtweisen her und entwickeln so ihre subjektive Wirklichkeit und damit auch sich selbst weiter.

Dies führt zu einer Fortentwicklung von Eigenschaften wie Imagination, Analyse-Fähigkeit und der Fähigkeit zur Selbstreflexion.

Kreatives Schreiben bei Depression und Burnout

Bekanntlich leidet ein großer Teil der Bevölkerung in westlichen Ländern unter Burnout, depressiven Verstimmungen oder klinischen Depressionen.

Während sich Betroffene mit leichteren Formen depressiver Verstimmungen oftmals auch selbst helfen können, sind schwere Depressionen nur mit der Hilfe professioneller TherapeutInnen und dabei oftmals nur medikamentös zu behandeln.

Eine Schreibtherapie kann jedoch auch in diesen Fällen begleitend eingesetzt werden.

Neben Aktivitäten wie Sport, Meditation, Beschäftigung mit Kunst oder Hobbies ist auch das Schreiben ein wirksames Mittel zur Selbsthilfe.

Egal ob Betroffene einfach ihre Gedanken aufschreiben, ein Tagebuch führen, Gedichte verfassen oder ein traumatisches Erlebnis in Form eines Romans aufarbeiten – Schreiben kann den psychischen Zustand beträchtlich verbessern.

Biografisches Schreiben als Therapie

Wie bereits erwähnt, ist das biografische Schreiben eine von mehreren Formen der Schreibtherapie, bei der PatientInnen ihre Lebensgeschichte oder einzelne Erlebnisse niederschreiben.

Üblicherweise werden in einer Biografie die Lebensereignisse und Erfahrungen in chronologischer Reihenfolge erzählt, doch im Kontext einer Therapie ist das nicht zwingend notwendig.

Denn beim biografischen Schreiben als Therapie-Methode ist nicht das Endresultat wichtig, sondern der Prozess des Schreibens selbst, bei dem man seine Seele entlastet, sich von Altem verabschiedet und so Raum für Neues schafft.

Die PatientInnen sollen alles, was ihnen im Moment einfällt, aufschreiben, ohne etwas zu korrigieren oder auf den Schreibstil zu achten.

Auch Details wie Gerüche, Gegenstände, Farben, Geräusche usw. sind von Bedeutung, weil sie einen besonderen Sinn für die Schreibenden enthalten können.

Die Wirkung des biografischen Schreibens als Heilmittel ist vielseitig, besonders empfehlenswert ist es jedoch für die Verarbeitung von traumatischen Erinnerungen.

Sonderfall: Tagebuch schreiben

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Eine Form der Selbst-Therapie zur Verarbeitung von Gedanken und Gefühlen kann auch das klassische Tagebuch-schreiben sein.

Zunächst spielt das Tagebuch die Rolle kritikloser Zuhörer/innen, wie man sie nicht immer unter Freunden und Bekannten findet.

Mit der geheimen „Freundin“ / dem geheimen „Freund“ kann alles geteilt werden, was einen berührt oder quält und was man niemand anderem anvertrauen möchte.

Das Tagebuch kann somit als Ventil für eine Entlastung der psychischen Spannungen und des täglichen Stresses dienen.

Bereits in einer Untersuchung aus dem Jahr 1985 hat die Psychologin Inge Seiffge-Krenke die folgenden Hauptfunktionen des Tagebuch-schreibens als Therapie beschrieben (Quelle: portalgesund.de/tagebuch):

– Erinnerung
– emotionale Entlastung
– Selbstintegration
– Selbstkritik
– Funktion des Tagebuchs als Vertrauter

Wie der Körper, braucht auch die Seele tägliche Hygiene, um sich wohl zu fühlen und Tagebuch-schreiben ist ein gutes Mittel dafür.

Fazit: Therapeutisches Schreiben nimmt einen wichtigen Platz in der modernen Psychotherapie ein.

Die Schreibtherapie bringt dabei nicht nur für Patienten mit psychischen Problemen große Nutzen, sondern jeder Mensch kann von den positiven Effekten des Schreibens profitieren.

Deshalb bieten wir spezielle Online-Workshops für therapeutisches Schreiben an. In der Regel mit psychotherapeutischer Begleitung durch Ihre persönliche Therapeutin / Ihren persönlichen Therapeuten.

Über den Autor:

Michael Kaindl ist Autor des Amazon-Bestsellers Buch schreiben - mit System zum Bestseller (zusammen mit Jeannette Zeuner) und hat zahlreiche weitere Bücher als Autor, Ghostwriter und unter Pseudonym geschrieben und veröffentlicht. Neben seiner Autoren-Tätigkeit arbeitet er als Coach und Mentor für andere Buchautor|innen und ist Gastdozent am Lehrstuhl für Psychologie der TU München.
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Ich bin Autor des Amazon-Bestsellers Buch schreiben - mit System zum Bestseller (zusammen mit Jeannette Zeuner) und habe in meiner Laufbahn über 20 Bücher als Autor, Ghostwriter und unter Pseudonymen geschrieben und veröffentlicht (Stand 2024).

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